"Liebe Ehrenvorsitzenden der FSA!
Liebe Vorstandsmitglieder!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Gäste!
Meine Damen und Herren!
Zusammengefasst sage ich ganz einfach: „Liebe Spee-Familie!“
Vor zwei Wochen kamen die Teilnehmer der Reise der FSA nach Cuba zurück. Über die Reise berichtete im Vorfeld die örtliche Presse. Damit ist Cuba eigentlich hier und heute nicht – oder nicht mehr – erwähnenswert – und doch möchte ich am Beispiel dieser Reise den Charakter unserer Akademie einmal deutlich machen.
Wir feiern heute unser 20jähriges Bestehen – und zu diesem Anlass sollte im Jubiläumsjahr auch eine besondere Reise angeboten werden. 31 Damen und Herren machten sich auf den Weg in das Land, dessen Mythos ganz unterschiedlich ist. Die Mitglieder dieser Gruppe kannten sich nur zum Teil. Und doch fanden sie schnell zusammen und erlebten 13 wunderbare Tage mit den unterschiedlichsten Eindrücken. Im Vordergrund stand satzungsgemäß natürlich die Bildung, das Kennenlernen eines unbekannten Landes, der Natur, der Menschen und ihrer Kultur, aber auch eine Kameradschaft, die für das Gelingen einer Reise eine Grundvoraussetzung ist. Es ist bekannt, dass die Menschen dort nicht wohlhabend sind. Und so war es selbstverständlich, dass jeder Reiseteilnehmer Utensilien mitnahm, die in Cuba Mangelware sind: Kulis, Schreibblöcke, Taschenrechner, Süßigkeiten (insbesondere Gummibärchen) und Einiges mehr. Es war eine Freude zu sehen, wie diese Dinge vor allem bei den Kindern bzw. Schülern ankamen und wie dankbar die Menschen dort waren.
Was will ich damit darstellen? Die FSA ist zwar eine Akademie, die sich um Bildung kümmert, die aber auch gleichzeitig für ein Miteinander sorgen will – und nicht nur unter den Freuden, die man ja schon fast Familienmitglieder nennen kann. Nein, sie will auch den Charakter und die Idee Ihres Namensgebers leben und Gutes auf einer hohen intellektuellen Ebene vollbringen. Das ist auch bei der Cuba-Reise deutlich geworden.
Wer war Friedrich Spee und wieso gibt es überhaupt eine FSA hier in unserer Heimatstadt? Das sind Fragen, die ich versuchen möchte, in der gebotenen Kürze zu beantworten.
Friedrich Spee, auch Friedrich Spee von Langenfeld genannt, wurde am 25. Februar 1591 in Kaiserswerth geboren. Er trat als 19-Jähriger in Trier als Novize in den Jesuitenorden ein. Weitere Stationen des jungen geistlichen Bruders waren Würzburg, wo er Theologie studierte, Mainz, wo er zum Priester geweiht wurde, Paderborn und Speyer.
Friedrich Spee gilt als geistlicher Schriftsteller:
Ab Herbst 1627 lehrte Friedrich Spee in Wesel und Köln. Er verfasste ein Jahr lang wöchentlich ein Blatt mit Hilfen für das Gebet und geistliche Besinnung. Es war das Güldene Tugend-Buch, das, wie Spee selbst sagt, zum Brauchen angelegt ist und nicht nur zum Lesen. Eingeübt werden sollten die drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, wobei Spee auf letztere besonders großen Wert legte.
Friedrich Spee gilt auch als Lyriker:
Sein lyrisches Hauptwerk ist die sorgfältig zusammengestellte Sammlung von geistlichen Gesängen, genannt Trutznachtigall oder geistlich-poetisches Lustwäldlein. Mit diesem Werk wird er zum bedeutendsten katholischen Dichter des Barock. Noch heute singen wir in der Kirche seine Lieder wie O Heiland reiß’ die Himmel auf oder Zu Bethlehem geboren.
Am meisten dürfte uns heute jedoch Friedrich Spee als Kritiker an Folter und Hexenwahn bekannt sein:
Im Mai 1631 veröffentlichte er die cautio criminalis (wörtlich übersetzt die ein Verbrechen betreffende Vorsicht) . Dieses Werk konnte man zur damaligen Zeit nur unter diesem Titel und zunächst anonym erscheinen lassen, wollte man sich doch nicht in Verdacht bringen, Hexen in Schutz zu nehmen und somit den Satan zu stärken. Entgegen der in dieser Zeit vorherrschenden Rechtsauffassung gab Spee als erster zu bedenken, dass Folter möglicherweise nicht der Wahrheitsfindung diene. Daraus leitete er ab, dass die als Hexen beschuldigten Frauen in Wirklichkeit unschuldig seien, obwohl sie unter Folter ihr vermeintliches Vergehen bekannten. Von daher gilt Friedrich Spee heute als Hexenverteidiger. Nach neueren Forschungen ist es aber nicht sicher, ob er auch als Beichtvater für die der Hexerei beschuldigten Frauen fungierte oder dieselben zum Scheiterhaufen begleitete.
Fest steht aber, dass Friedrich Spee bei der Betreuung von verwundeten und pestkranken Soldaten in Trier erkrankte und dort am 7. August 1635 im Alter von 44 Jahren starb. Das 10jährige Jubiläum haben wir dazu genutzt, um das Grab unseres Namensgebers in Trier zu besuchen.
Wenn Sie meinen Ausführungen gefolgt sind, meine Damen und Herren, dann werden Sie die Vielfalt seiner Person und seiner Fähigkeiten erkannt haben. Diese differenzierte Einstellung erkennen wir heute in der FSA MG wieder, deren 20jähriges Bestehen wir heute feiern.
Die Gründungsphase der FSA begann schon im Jahr 1997, also vor mehr als zwanzig Jahren. Bis die Akademie wirklich gegründet wurde, sollte noch einige Zeit vergehen.
Ausschlag gebend war eine Fahrt des Freundeskreises der Hilde Beilharz anlässlich einer Kunstausstellung Ihres geschätzten Ehemannes Friedhelm Beilharz nach Berlin. Auf der Rückfahrt berichtete der Gründer der FSA Düsseldorf Bernd Lamprecht von den dortigen Erfolgen. Es sollte eine FSA für den Regierungsbezirk Düsseldorf gegründet werden. Man traf sich dazu im März 1998 – also vor zwanzig Jahren – im Atelier Beilharz und wollte eine Bezirksakademie Düsseldorf gründen. Im Vorstand sollten Vertreter aus Düsseldorf, Mönchengladbach und Erkelenz sitzen. Doch zur Gründung kam es dann doch nicht, da die Mönchengladbacher aus rechtlichen wie inhaltlichen Gründen lieber selbstständig bleiben wollten. Darüber wurde – verständlicherweise – natürlich nicht einvernehmlich diskutiert. Das Autonomiestreben gefiel den Düsseldorfern nicht und man fand nicht zusammen. Dieter Janzen erreichte inzwischen die persönliche Zustimmung von Graf Spee von Mirbach aus Korschenbroich, den Namen Friedrich Spees, über den er die Rechte innehielt, in der Bezeichnung der Mönchengladbacher Akademie zu verwenden.
So fand sich zunächst der Gründungsvorstand:
Hilde Beilharz
Friedhelm Beilharz
Brigitte Janzen
Dieter Janzen
Helene Josch
Herbert Josch †
Monika Kaee Andersen
Dieter Janzen erarbeitete eine Satzung und erreichte zusammen mit Hilde Beilharz, dass die FSA MG in den Paritätischen Wohlfahrtsverband aufgenommen wurde. Dies war und ist nötig, um als gemeinnützige Akademie anerkannt zu werden. Es folgten wiederholte und schwierige Verhandlungen mit dem Amtsgericht wegen der Namensgebung Akademie. Erst nachdem Dieter Janzen eine umfangreiche Konzeption vorgestellt hatte und auf Vermittlung der Eheleute Josch Vera Kraus als Pädagogische Leiterin gewinnen konnte, erklärten sich die Rechtspfleger bereit, eine Eintragung vorzunehmen.
Damit war das Ziel endlich erreicht: Die Friedrich-Spee-Akademie-Mönchengladbach e.V. wurde am 18. Januar 1999 gegründet.
Hilde Beilharz verfügte auf Grund ihrer Einladungslisten zu Bilderausstellungen von Friedhelm Beilharz über rund 150 Adressen. Daraus wurden gut 100 Leute zur Gründungsfeier und ersten Programmvorstellung am 5. Juni 1999 ins Haus Beilharz eingeladen. Die ersten 100 Programmhefte wurden verteilt, damals in noch recht einfacher Form von den Eheleuten Janzen in Handarbeit zu Hause hergestellt.
Die FSA MG entwickelte sich sehr schnell zu einem großen Erfolg. Es entwickelte sich eine nahezu rasante Eigendynamik, die einerseits durch die Attraktivität des Programmangebots entstand, andererseits durch die Begegnungen der Menschen, die nicht zuletzt auf Grund ihrer Lebenssituation zueinander passten. Zunächst waren es Menschen im Alter von 60 bis 75. Diese Altersgruppe ist auch bis heute noch stark vertreten. Doch zunehmend öffnete sich die FSA auch sehr erfolgreich für jüngere Generationen. Schließlich handelt es sich um eine Akademie, die mithilft, die zweite Lebenshälfte zu gestalten – und die beginnt nun einmal mit 40 Jahren. Das vielleicht anfängliche Image eines Vereins für Senioren hat sie heute längst nicht mehr und bieten nunmehr vielen Altersjahrgängen eine intellektuelle und soziale Heimat.
Die Vielfalt der Veranstaltungen – jetzt sind wir wieder bei Friedrich Spee – trägt mit dazu bei, dass aus den 100 Spee-Freunden mittlerweile weit über 1.200, also mehr als das Zwölffache, wurden und die Zahl wächst. Zusammengerechnet haben wir mittlerweile über 40.000 Programmhefte verschickt, über 300 Veranstaltungen durchgeführt und durften dabei ca. 20.000 Teilnehmer begrüßen. Das muss ein Verein – gerade im schwierigen Sektor Bildung erst einmal nachmachen.
Die konstante Zahl der Teilnehmer liegt natürlich vor allem an der Qualität und Vielfalt der Veranstaltungen. Hier gibt es Kunst und Musik, Wissenschaft und Unterhaltung, Nützliches und Wissenswertes, Vorträge und Talkshows mit berühmten Söhnen und Töchtern unserer Stadt und Umgebung. Besonders beliebt sind die Tagesausflüge und Studienreisen innerhalb Deutschlands, Europas und nach Übersee. Das alles bietet die FSA MG. Mit der Programmgestaltung wandelt die Akademie auf den Spuren Friedrich Spees und führt sein Werk, seine Ideen weiter. Es finden regelmäßige Vorstandssitzungen statt. Alle Veranstaltungen werden von den Vorstandsmitgliedern akribisch vorbereitet. Die Reisen sind keine von der Stange. Die Verantwortlichen bereiten sie akribisch vor Ort vor, suchen Sehenswürdigkeiten aus, lassen sich die Hotels zeigen und probieren meistens auch das Essen. Nicht soll dem Zufall überlassen werden.
Auch die Personen, die für die Akademie verantwortlich waren und sind, tragen mit zu einer gewissen Kontinuität bei. Natürlich gibt es in Vorständen von Vereinen auch Wechsel von Personen und Positionen. Nachdem im Jahre 2002 Dieter Janzen nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidierte, wurde Jürgen Daems zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ihn löste im Jahr 2003 Hilde Beilharz ab. Danach übernahm Vera Kraus dieses Amt. Heute preisen wir uns glücklich, dass seit einigen Jahren Ursel Thomas die Vorsitzende der FSA ist. Mit ihr zusammenzuarbeiten ist eine wahre Freude. Dem aktuellen Vorstand gehören Monika Kaae-Andersen als Schatzmeisterin und Protokollführerin, Petra Uhler und Brigitte Janzen als Beisitzerinnen und meine Wenigkeit als 2. Vorsitzender an. Vera Kraus, Dieter Janzen, Hilde Beilharz als die drei Ehrenvorsitzenden sowie Inge Dülken als ehemalige Schatzmeisterin und Ehrenmitglied nehmen regelmäßig an den Vorstandssitzungen teil und tragen somit auch zum Gelingen des Programms bei. Dazu kommen zahlreiche Freunde, die mit dafür sorgen, dass u.a. die Logistik stimmt. Stellvertretend dafür darf ich nennen: Dr. Monika Teichmann, die für den Druck der Eintrittskarten sorgt, Peter Andersen, ohne den wir nicht einen so guten Ton hätten, und Alexander Uhler als jüngstes Mitglied, der die Homepage gestaltet und aktuell hält und mit der Vorbereitung und Durchführung der Jubiläumsreise nach Cuba sein Debüt als Reiseleiter gegeben hat.
Sie sehen, meine Damen und Herren, auch im Personenkreis der FSA gibt es eine Beständigkeit. Das heißt aber nicht, dass nicht neue Gesichter willkommen sind. Wenn Sie Lust und gute Ideen haben, sind Sie herzlich willkommen, im Vorstand mitzuarbeiten. Dem Programmheft können Sie die Namen und Telefonnummern der Verantwortlichen entnehmen. Alle stehen Ihnen gerne für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Alles in Allem ist festzustellen:
Die Stadt Mönchengladbach und ihre Bürger können m.E. froh und stolz darauf sein, dass es diese Akademie gibt, dass es Menschen gibt, die so im eben geschilderten Sinne Friedrich Spees arbeiten – im Sinne des Menschen, im Sinne der Bildung, im Sinne des Miteinanders.
Und wenn Friedrich Spee dies alles mitbekäme, würde er sich freuen über so viele Verbündete in einer guten Sache, die er begründet hat und die diese eben genannten Menschen im Sinne der heutigen Zeit weiter fortführen. Bei unserer letzten Veranstaltung in der vergangenen Woche erhielten wir von Herrn Dr. Jaeger, dem Chefarzt der Geriatrie im ELI ein großes Lob. Das, was die FSA unternimmt, ist genau das, was die Menschen brauchen, um geistig und sozial fit zu bleiben. In diesem Sinne wollen wir nach zwanzig Jahren nicht stehen bleiben, sondern kontinuierlich weiterarbeiten.
Der Vorstand dankt allen, die mit ihrer Arbeit dazu beigetragen haben, dass wir auf erfolgreiche zwanzig Jahre zurückblicken können. Möge die FSA noch viele Jahrzehnte weiter bestehen und mögen sich immer wieder Menschen finden, die diese Arbeit im Sinne des Urhebers weiterführen.
Wie sagen die alten Lateiner: Academia Frederici Spee vivat, floreat, crescat!
Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Lassen wir uns nun in die musischen Gefilde entführen und das Jubiläumskonzert beginnen!"